01.02.21
HIIT-verdächtig
Der moderne Mensch hat meist wenig Zeit. Demgegenüber stehen Empfehlungen für körperliche Aktivität im Umfang von 150 Minuten moderatem Ausdauertraining plus zweimal Krafttraining pro Woche. Zeitökonomisch attraktiv erscheinen hochintensive Intervalltrainings. Aktuelle Studien bescheinigen diesen positive Effekte, zum Beispiel auf Kraft, Blutdruck, maximale Sauerstoffaufnahme, Reduzierung des Körpergewichts, Körperfettanteils und der Insulinresistenz.
Zeitökonomischer Zirkel
Training in Zirkelform erfreut sich in den letzten Jahren
wachsender Beliebtheit, sowohl im Bereich des Kraft-, als auch des
Kardio-Trainings. Es wechseln sich Übungen für verschiedene
Muskelgruppen ab, das Zirkeltraining ist in der Regel hochintensiv und
in Intervallen organisiert, zum Beispiel 60 Sekunden Belastung und 30
Sekunden Pause zwischen den Stationen. Dadurch ist es zeitökonomisch,
trotzdem können sich die Trainierenden effektiv ausbelasten. Ein Blick
auf aktuelle Studien bestätigt die positiven Effekte intensiver
Trainingsprotokolle in Zirkelform.
Zirkeltraining bei Adipositas
Aber kraftbetontes Zirkeltraining ist nicht nur
empfehlenswert für schlanke, fitte Sportler, sondern auch für
übergewichtige Personen. Es mindert unter anderem die Insulinresistenz
bei Adipositas, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung. Iranische
Wissenschaftler untersuchten in einer randomisierten Studie 28 gesunde
adipöse Männer, diese waren durchschnittlich 36 Jahre alt, 96 Kilogramm
schwer und hatten einen Body-Mass-Index (BMI) von 32. Während die
Kontrollgruppe sich nicht körperlich betätigte, absolvierte die
Interventionsgruppe dreimal pro Woche acht Wochen lang ein
Zirkeltraining. Dieses bestand aus zwölf Übungen, unter anderem
Beinpresse, Beinbeuger- und -strecker, Biceps Curls, Bankdrücken et
cetera.
Die Übenden machten je acht bis zehn
Wiederholungen pro Gerät und absolvierten drei Runden im Zirkel. Sie
starteten mit 50 Prozent ihres Einwiederholungsmaximums und steigerten
sich im Verlauf auf 85 Prozent. Eine Trainingseinheit dauerte 80
Minuten. Klinische Zielgrößen zu Beginn und nach acht Wochen Training
waren die Körperzusammensetzung, Insulinresistenz und Progranulin-Werte
im Plasma (Progranulin ist ein vom Fettgewebe produziertes,
proinflammatorisches Hormon). Die Trainingsgruppe hatte im Vergleich zur
Kontrollgruppe ihr Körpergewicht, ihren prozentualen Körperfettanteil
und BMI signifikant reduziert. Das Verhältnis zwischen Taillen- und
Bauchumfang war besser, die Insulinresistenz und Progranulin-Werte waren
geringer.
Ein kraftorientiertes Zirkeltraining ist
demnach empfehlenswert für adipöse Männer zur Verbesserung der
Körperzusammensetzung und Minderung der Insulinresistenz und leistet
somit einen Beitrag in der Prävention der Entwicklung eines
Typ-II-Diabetes.
Fit in sieben Minuten?
Eine andere Studie thematisiert, dass nicht alle
Menschen Zugang zu einem Fitnessstudio und vielleicht auch nicht die
Zeit oder Motivation haben, ein umfangreiches Training zu absolvieren.
Amerikanische Wissenschaftler weisen auf Smartphone-Apps hin, die mit
siebenminütigen Workouts Verbesserungen der Fitness versprechen und die
man bequem zuhause nutzen kann. Um die Wirksamkeit solcher Anwendungen
zu evaluieren, untersuchten sie in ihrer Pilotstudie die metabolischen
Auswirkungen zweier Trainingsprotokolle: Zirkeltraining versus
Fahrradergometer. Zwölf gesunde Probanden nahmen teil, jeweils sechs
Frauen und Männer, das Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren. Am Anfang
wurde mithilfe eines Belastungstests die maximale Herzfrequenz bestimmt.
Im Crossover-Design absolvierten die Teilnehmer entweder zunächst
sieben Minuten auf dem Fahrradergometer bei 70 bis 80 Prozent der
maximalen Herzfrequenz oder ein Zirkeltraining von sieben Minuten Dauer,
bestehend aus zwölf Übungen, unter anderem: Hampelmänner, wall sits,
push ups, crunches, step ups, squats, planks und side planks.
Bei
beiden Gruppen betrug die Trainingszeit jeweils 30 Sekunden, die Pausen
dazwischen dauerten immer fünf Sekunden. Beiden Trainingsmodalitäten
folgte eine dreiminütige Cool-down-Phase auf dem Fahrradergometer.
Danach ruhten die Probanden eine Stunde im Sitzen aus und wurden
untersucht. Die Forscher maßen vor und direkt nach dem Training, so wie
15, 30, 45 und 60 Minuten später den Blutdruck und die Herzfrequenz und
bestimmten die Blutglukose- und Fettwerte. Die Gruppen unterschieden
sich nicht hinsichtlich der Blutwerte, dafür war die Belastungsdauer von
sieben Minuten wohl zu kurz. Aber es gab Unterschiede hinsichtlich des
diastolischen Blutdrucks: Dieser war direkt nach der Intervention
signifikant höher in der Fahrradergometergruppe. Die Herzfrequenz
hingegen war höher nach dem Zirkeltraining; dies hängt wohl auch damit
zusammen, dass dieses sowohl Muskeln der oberen als auch der unteren
Extremität ansprach, das Fahrradergometer hingegen nur die untere
Extremität.
Die Autoren schlussfolgern, dass ein
kurzes Zirkeltraining von sieben Minuten Dauer, wie es auf dem App-Markt
angeboten wird, positive Auswirkungen haben kann auf die
Blutdruckregulation und Menschen entgegenkommt, die wenig Zeit haben
oder nicht über eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio verfügen.
Ausdauer- oder Intervallmethode?
Spanische Forscher untersuchten, ob ein
hochintensives Intervalltraining (HIIT) in Zirkelform vergleichbare oder
bessere Ergebnisse erzielt als ein moderates Ausdauertraining nach der
Dauermethode. Sie randomisierten 54 ältere gesunde Frauen ohne
kardiologische, respiratorische oder Gelenkerkrankungen in drei Gruppen:
Während die Kontrollgruppe (n = 18) keine Übungen machte, absolvierten
beide Übungsgruppen (je n = 18) zweimal pro Woche für jeweils eine
Stunde entweder moderates Ausdauertraining bei gleichbleibender
Intensität (Borg-Skala sechs bis 14) oder HIIT (Borg-Skala zwölf bis
18).
Der Schwerpunkt der Übungsinterventionen lag auf
Ausdauerelementen, wie sie beim Step-Aerobic vorkommen. Folgende
klinische Zielgrößen wurden während eines submaximalen Belastungstests
auf dem Laufband gemessen: maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max, ein
Indikator für die kardiovaskuläre Gesundheit), Herzfrequenz und
Blutdruck. Die Intervention dauerte 18 Wochen, das Alter der
Teilnehmerinnen betrug durchschnittlich rund 68 Jahre. Die Ergebnisse
von 41 Patienten konnten ausgewertet werden. Nach der Intervention
hatten sich VO2max und der diastolische Blutdruck nach dem Training in
beiden Übungsgruppen signifikant verbessert, verglichen mit der
Kontrollgruppe. Durch die HIIT-Intervention hatte sich zudem auch der
systolische Blutdruck nach dem Training verbessert.
HIIT hilft
Ein hochintensives Intervalltraining in Zirkelform mit
Ausdauer- und Kraftelementen scheint eine interessante Trainingsvariante
für Gesunde zu sein. Es hat positive Auswirkungen unter anderem auf die
Muskelkraft, die anaerobe Ausdauer, den Blutdruck und die maximale
Sauerstoffaufnahme. Es mindert den Körperfettanteil und senkt die
Insulinresistenz. Außerdem benötigt es weniger Zeit als herkömmliche
Trainings und ist somit wahrscheinlich leichter in den Alltag vieler
Menschen zu integrieren.