06.02.20

Springer schlägt Läufer
Mehr als ein vollwertiger Ersatz
Das Rope Skipping wird vielfach als klassische
Warm-up-Übung durchgeführt, obwohl es eigentlich selbst ein Aufwärmen
erfordert. Somit spricht einiges für seinen Einsatz im „Hauptprogramm“.
Das Springen eignet sich hervorragend als Herz-Kreislauf-Training, das
zugleich die Koordination verbessert und die Abdominal-, Gluteal- sowie
Beinmuskulatur intensiv beansprucht. Seilspringen ist zudem mehr als ein
vollwertiger Ersatz für andere Ausdauersportarten. Während etwa beim
Joggen innerhalb von 30 Minuten circa 280 Kilokalorien (kcal) verbrannt
werden, schlägt Rope Skipping in derselben Zeit mit etwa 400
Kilokalorien zu Buche. Somit ist Rope Skipping deutlich effektiver als
ebenerdiges Joggen. Damit ist das Seilspringen auch für alle, die im
Rahmen des Ausdauersportes abnehmen möchten, eine hervorragende Wahl.
Wie
bei jedem anderen Übungsprogramm, ist es auch beim Seilspringen
erforderlich, sich auf die Trainingsbelastung vorzubereiten und nicht
gleich mit der Aktivität zu beginnen. Die beim Seilspringen
beanspruchten Gelenke sollten vorab mobilisiert werden, zum Beispiel mit
kreisenden Bewegungen in den Hand- und Schultergelenken. Die
beanspruchte Muskulatur (insbesondere die Beinmuskulatur) lässt sich mit
leichten Hopsern beziehungsweise myofaszialer Selbstmassage
vorbereiten. Auch wenn das Verletzungsrisiko bei dieser Trainingsart
gering ausfällt, ist zusätzlich zum Aufwärmen auf eine korrekte
Bewegungsausführung zu achten. Die Körperhaltung sollte aufrecht mit
leicht eingezogenem Kinn sein. Eine gute Vorübung zur Einnahme dieser
Position ist, sich im aufrechten Stand so groß wie möglich zu machen.
Dann wird der Brustkorb leicht angehoben und gleichzeitig der Bauchnabel
nach innen eingezogen. Schließlich das Kinn leicht einziehen und in
dieser Position versuchen, ein Buch auf dem Kopf zu balancieren.
Um
die Gelenke durch die vielen Sprünge nicht im Übermaß zu beanspruchen,
sollte das Training auf einem gedämpften Untergrund wie etwa auf einer
dünnen Matte, gegebenenfalls auch Hallenboden, ausgeführt werden. Beton
und Asphalt sind ungeeignet.
Wird das Rope Skipping als Ausdauertrainingseinheit ausgeführt, bieten sich zwei Varianten an:
Intervalltraining
Das
Intervalltraining bietet sich vor allem an, wenn mit dem Seilspringen
frisch begonnen wird. Gerade die Koordination des Bewegungsablaufes muss
eingeübt werden. Intervalle erlauben in regelmäßigen Abständen kurze
Erholungspausen. In ihnen lässt sich eine eingegangene Sauerstoffschuld
teilweise abtragen. Zudem stellen sich Ruhemomente ein: Man sammelt sich
mental, um sich erneut auf die Bewegungsausführung konzentrieren zu
können. Geübte können die Intervalldauer verlängern und/oder zusätzliche
Übungen einbauen, im Sinne von HIIT beziehungsweise Tabata. Als
Intervalldauer schlage ich je nach Leistungsstand vor: Anfänger fünf-
bis achtmal 30 bis 45 Sekunden, Geübte fünf- bis zehnmal 45 bis 90
Sekunden.
Dauermethode
Geübte
können das Seilspringen ohne Unterbrechung zwischen 20 und 40 Minuten
durchführen. Aufgrund der hohen körperlichen Belastung sollte diese
Variante wirklich nur von gut Trainierten, die schon länger Erfahrung im
Rope Skipping haben, gewählt werden.
Wem das noch
immer zu leicht ist, kann das Training intensivieren, indem zusätzlich
eine Gewichtsweste getragen wird. Dies mag extrem wirken, doch auch beim
Seilspringen gilt die Regel: Schmerzen und Verletzungen entstehen dann,
wenn dem Körper eine Belastung zugemutet wird, auf die er nicht
vorbereitet ist. So kann bei entsprechendem Trainingsaufbau und bei
körperlicher Gesundheit das Seilspringen mit Zusatzgewichten durchaus
angepeilt werden.
Gemäß dem Trainingsprinzip
„Progression durch Variation“ besteht meiner Ansicht nach auch eine
Notwendigkeit, verschiedene Seilsprünge zu üben und in den
Trainingsablauf einzubinden. Monotonie führt zum Trainingsstillstand und
kann zu einer einseitigen Überlastung führen.